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Hirndoping gegen den Studiendruck - EBS Universität für Wirtschaft und Recht

06.05.14

Morgens Ritalin, abends Noctamid – viele Studenten greifen zu leistungssteigernde Substanzen. Ärzte waren vor den Folgen – trotzdem nimmt die Zahl der Dopingfälle an den Unis weiter zu!

In Amerika greift bereits jeder vierte Student zu Ritalin & Co.

Bei einer Befragung des HIS-Instituts für Hochschulforschung im Jahr 2012 stellten Forscher fest, dass rund 5 Prozent der Studenten Hirndoping zur Bewältigung von Stress verwenden. Von den 8.000 Befragten gaben fünf Prozent an, verschreibungspflichtige Medikamente zur Leistungssteigerung einzunehmen. Weitere fünf Prozent benutzen homöopathische und pflanzliche Substanzen sowie Vitaminpräparate. Mit 18 Prozent greifen besonders oft Studenten der Veterinärmedizin und der Sport und Sportwissenschaften (14 Prozent) zu leistungssteigernden Medikamenten.

Gemäß einer aktuellen Studie von Mainzer Wissenschaftlern aus dem Jahr 2013 sollen sogar knapp 20 Prozent der Studenten leistungssteigernde Mittel nutzen. Demnach sind die leistungssteigernden Pharmakas bei Männern sogar beliebter als bei den Frauen: 24 Prozent der Männer schlucken die Pillen, aber nur 17 Prozent der Frauen. Und in Amerika nimmt angeblich bereits jeder vierte Student das ADS-Medikament. Warum nun verfallen manche Menschen der Tablettensucht oder steigern ihre Leistungsfähigkeit mit Tabletten wie Ritalin - während der Großteil der Menschheit dies verschmäht?

Verantwortlich für Hirndoping sind Leistungsdruck und Stress

Neben Veranlagung sind chronischer Stress und Leistungsdruck die Ursachen. Doch jeder Mensch bewältigt solche Situationen anders: Manche gehen joggen oder machen Urlaub, andere greifen zu den typischen Drogen der Studentenwelt. Vor allem Studenten, die unter extrem großen Stress stehen und schon morgens Ritalin zu sich nehmen, kommen abends nicht mehr zu Ruhe. Dann ist beispielsweise Noctamid angesagt, um trotzdem schlafen zu können.

All diese Hilfsmittel dienen alleine dazu, um den Druck, unter dem Studenten stehen, zu bewältigen. Die dafür dienenden Wunderpillen verursachen eine biochemische und pharmakologische Kontrolle der Hirnfunktionen. Bereits jetzt arbeiten Pharmariesen an neuen Lifestylepillen. Noch gibt es keine Tablette, die dies ermöglicht – zumeist werden gebräuchliche Medikamente gegen ADHS, Alzheimer oder Narkolepsie zweckentfremdet, um die Leistungsfähigkeit im Studium zu verbessern. Eine gern verwendete Substanz ist Modafinil, welches ursprünglich für Narkolepsie-Patienten entwickelt wurde. Also für Menschen, die plötzlich am helllichten Tag einschlafen. Dieser Wachmacher bewirkt auch bei Nichtbetroffenen, dass das Bedürfnis auf Schlaf versiegt und man motivierter, aufmerksamer und effizienterer wird.

Die Pharmaindustrie lockt ein Milliardengeschäft, welches bislang vernachlässigt wurde – denn mit gesunden Menschen lässt sich fast genauso viel Geld machen, wie mit kranken. Brainboosters und smart drugs sollen unsere Laune verbessern, unsere Leistung steigern und uns wacher, schlauer und konzentrierter machen.

Hirtuning-Substanzen leicht erhältlich

Und es ist noch nicht einmal schwer, an die Hirn-Doping-Substanzen zu kommen: Schüler und Studenten mit echtem ADHS verkaufen gerne etwas von ihrer Ritalin-Ration. Doch wie sollten die Schulen und Unis mit solchen Hirntunings zukünftig umgehen? Dopingkontrollen vor Prüfungen und Klausuren? Dies fordern bereits einige Kritiker in den USA. Oder sollte man Schüler sogar gezielt mit solchen Pillen fördern? Auch dies wurde tatsächlich bereits vorgeschlagen.

Michael Gazzaniga, Autor des Buches „The Ethical Brain“, schlug sogar vor, den gezielten Einsatz von Pharmaka auf der Schulbank zu erlauben. Er vertritt die Meinung, dass Schüler, die aufgrund der Natur nicht mit einem überlegenen Denkorgan ausgestattet wurden, durchaus mogeln dürften.

Experten befürchten, dass es dann aber nicht bei Wachmachern und Konzentrationshilfen bleiben wird. Cortex Pharmaceuticals arbeitet bereits jetzt an einem Produkt im Bereich der kognitiven Leistungsfähigkeit. Das neue Mittel Ampalex soll das Denken beschleunigen. Dabei wird die Signalübertragung zwischen Stirnhirn und Nervenzellen durch Ampakine erleichtert.

Und eine weitere Pharmaentwicklung steht in den Startlöchern: die Tablette gegen das Vergessen. Offiziell arbeiten die Wissenschaftler zwar an dem Mittel, um die normale Altersvergesslichkeit zu bekämpfen. Doch auch hier ist ein missbräuchlicher Einsatz fast vorprogrammiert.

Um der Versuchung von Ritalin & Co. nicht zu erlegen, gibt es auch andere Hirn-Doping-Mittel, wie beispielsweise ein geistiges Fitnessprogramm. Übungen wie Tai Chi und Yoga, autogenes Training und Atemübung helfen, die Unruhe vor Prüfungen zu bewältigen. Hierzu reicht es schon, sich ein paar Mal am Tag für nur fünf Minuten auf das Atmen zu konzentrieren. Danach beginnt eine Art geistiges Reparaturprogramm, welches die Balance des autonomen Nervensystems wieder herstellt. Wird dies regelmäßig gemacht, kann Stress vermieden werden und gleichzeitig der Wunsch, sich durch Drogen Erleichterung zu verschaffen. Zur Vorbeugung gehört ebenso, die Studienbedingungen so zu gestalten, dass Studierende nicht auf süchtig machende Pillen ausweichen müssen.

Foto: Dr. Klaus-Uwe Gerhardt/pixelio.de

Authors: EBS Universität für Wirtschaft und Recht gGmbH, Wiesbaden

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